Katzenkrankheiten

10 12 21 katzenkl 1299 min
FELINE INFEKTIÖSE PERITONITIS (FIP)

Der Ansteckungsweg bei einer FIP Infektion ist kompliziert, da es zwei unterschiedliche Viren gibt, die in ihrem Aufbau nicht zu unterscheiden sind, von denen aber nur eine Variante, die tödliche FIP-Infektion auslöst. Es wird das im Darm lebende und relativ harmlose Coronavirus von dem in den Kreislauf eindringenden, tödlichen FIP-Virus unterschieden. Dennoch gehören beide Viren zusammen, denn aus dem im Darm lebenden Coronavirus kann über eine spontane Veränderung der Erbinformation (Mutation) das gefährliche FIP Virus entstehen. Dieses dringt über bestimmte, körpereigene Abwehrzellen (Makrophagen) in den Körper ein und führt dort zu einer tödlichen Reaktion des Immunsystems (Vaskulitis mit Erguss als „nasse Form“ und Granulome als „trockene Form“). Ein paar Fakten zu FIP:
  • Je höher die Menge der („harmlosen“) Coronaviren im Darm ist, desto höher ist auch die Wahrscheinlichkeit einer Mutation und das Entstehen einer FIP Infektion.
  • Die Menge an im Darm ausgeschiedenen Coronaviren verhält sich weitgehend proportional zur Höhe des im Labor gemessenen Coronavirus Antikörper Titers.
  • Die tödliche FIP Infektion kann unter normalen Umständen nicht auf eine andere Katze übertragen werden. So ist eine Katze mit FIP und einem Coronavirus AK Titer nicht ansteckender als eine Katze ohne FIP mit Coronavirus AK Titer.
  • Eine mit dem tödlichen FIP Virus befallene Katze kann im Laufe der Erkrankung zunächst einen hohen – im weiteren Verlauf dann niedrigeren bis negativen FIP Titer haben („Verbrauch“ der Antikörper bei hoher Viruslast).
  • Die höchste Gefahr für eine Coronavirus-Infektion und so auch die größte Gefahr für eine FIP-Virus Mutation besteht immer dann, wenn viele Katzen gemeinsam gehalten werden (Ansteckung über den Kot). In einer Studie wiesen bei frei lebenden Katzen nur 10% der Katzen einen Titer gegen Coronaviren auf. Bei Hauskatzen, besonders in Mehrkatzenhaushalten, ist der Anteil deutlich höher.
Diagnose:
  • Die tödliche FIP-Infektion kann nur über einen floureszensmikroskopischen Nachweis des Virus in bestimmten, körpereigenen Abwehrzellen (Makrophagen) erfolgen. Als Nachweismaterial dient ein FIP-Erguss bei der „feuchten“ Form oder Gewebeproben aus Granulomen bei der „trockenen“ Form von FIP.
  • Der häufig gemessene AK-Titer weist nur die Antikörper gegen Coronaviren allgemein nach und kann so nicht zwischen der tödlichen und der harmlosen Infektion unterscheiden. Sinnvoll ist ein solcher Nachweis besonders vor der Neuaufnahme einer Katze oder bei größeren Beständen, um die Ausscheider von besonders viel Coronaviren zu identifizieren.
  • Der in den letzten Jahren immer häufiger eingesetzte PCR-Nachweis (genetischer Nachweis) kann wie die AK-Bestimmung nicht zwischen Corona- und FIP-Viren unterscheiden.
  • Der Eiweißgehalt eines Ergusses, wie auch das Verhältnis verschiedener Immunglobuline (Elektrophorese) können das Vorliegen einer Infektion wahrscheinlicher machen, nicht aber sicher nachweisen.
Behandlung:
  • Ist FIP ausgebrochen, kommt es nach bisherigem Wissen leider immer zu einem tödlichen Verlauf. Dennoch kann eine Behandlung, teilweise bei guter Lebensqualität, für einen Zeitraum von einigen Monaten erfolgreich sein.
  • Die Behandlung erfolgt über eine Unterdrückung der überschießenden Immunreaktion. Die ersten Tage über eine stationäre Aufnahme mit Punktion des sich bildenden Ergusses, später dann mit einer einfachen Tablettengabe.
Weiteres:
  • Die Impfung gegen FIP können wir für die allermeisten Hauskatzen nicht empfehlen. In einer Studie mit ca. 1000 Freigänger-Katzen, davon 500 gegen FIP geimpft, starben über den Untersuchungszeitraum 11 geimpfte Katzen an FIP im Vergleich zu nur 7 bei den nicht geimpften Katzen.
  • Bis zum Alter von einem Jahr kommt es zu den meisten Infektionen, danach nimmt die Wahrscheinlichkeit einer Infektion ab.
(Text GE)