Katzenkrankheiten

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Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)

Die Schilddrüsenüberfunktion ist die häufigste hormonelle (endokrinologische) Erkrankung der älteren Katze. Bei über 13 Jahre alten Katzen leiden bis zu einem Viertel der Katzen an dieser Erkrankung. Ein zunehmender Gewichtsverlust trotz gesteigerter Futteraufnahme ist typisch. Allgemein Die Schilddrüsenüberfunktion ist die häufigste hormonelle (endokrinologische) Erkrankung der älteren Katze. Die Krankheitshäufigkeit (Prävalenz) wird in Studien bei Katzen die jünger als 8 Jahre sind mit 11% angegeben, und mit steigendem Alter bei Katzen die älter als 13 Jahre sind mit 25% angegeben. Die Schilddrüsenüberfunktion ist fast immer Folge einer gutartigen Veränderung der Schilddrüse mit unbekannter Ursache. Umwelteinflüsse und Ernährungsaspekte werden diskutiert, jedoch gibt es bislang keine Studien die ein solchen Zusammenhang belegen können. Nur bei einem sehr kleinen Teil der Katzen (1%) ist die Schilddrüsenüberfunktion Folge eines bösartigen Schilddrüsentumors. Sehr häufig (70% der Katzen mit Hyperthyreose) sind beide Schilddrüsenlappen von der Vergrößerung (Hyperplasie) betroffen. Klinische Symptome Die klinischen Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion können sehr vielfältig sein. Viele Katzen werden beim Tierarzt vorgestellt, weil den Besitzern ein Gewichtsverlust trotz gutem oder sogar gesteigertem Appetit (Polyphagie) bei ihrer Katze aufgefallen ist. Eine erhöhte Wasseraufnahme (Polydipsie) oder eine erhöhte Urinmenge (Polyurie) können hinweisend sein. Unruhe, Aggressionen, reduziertes Putzverhalten oder ein reduziertes Allgemeinbefinden (Apathie) sind weitere mögliche Symptome. Auch Erbrechen und Durchfall (Vomitus und Diarrhö) können durch eine Überfunktion der Schilddrüse ausgelöst werden. Aufgrund des erhöhten Stoffwechsels bei einer Hyperthyreose steigt der Durchblutungsbedarf des Gewebes (erhöhter Perfusionsbedarf). Entsprechend muss die Herzleistung zunehmen. Die zunehmende Beanspruchung des Herzmulskels, oft auch in Kombination mit einem erhöhten Blutdruck führt in sehr vielen Fällen zu einer Verdickung der Herzmuskulatur (sekundäre linksventrikuläre Hypertrophie). Symptome einer Herzerkrankung wie Hecheln bei Belastung, Untertemperatur und Thrombosen im Bereich der Hinterhand aber auch im rechten oder linken Vorderlauf können daher im Zuge einer Schilddrüsenüberfunktion ebenfalls auftreten. Diagnose Aufgrund der hohen Verbreitung und der oft zu spät erkannten Symptome ist eine Abklärung der Schilddrüsenfunktion bei älteren Katzen im Rahmen einer Blut- Untersuchung empfehlenswert. Bei der klinischen Untersuchung kann z.T. die Vergrößerung der Schilddrüse am Hals auffällig sein. Oft kommt es auch zu einer Erhöhung bestimmter Leberenzyme (Alkalische Phosphatase, ALT). Die definitive Diagnose beruht auf einer Bestimmung der Gesamtthyroxinkonzentration (T4) im Blut. Die Bestimmung der T4 Konzentration kann zwei Ergebnisse liefern:
  • die T4 Konzentration liegt über dem Referenzbereich. Ihre Katze leidet mit hoher Wahrscheinlichkeit an einer Schilddrüsenüberfunktion.
  • die T4 Konzentration liegt im Referenzbereich. Die Schilddrüsenüberfunktion ihrer Katze ist entweder als normal anzusehen, oder die Werte sind falsch erniedrigt.
Mögliche Ursachen für eine falsch erniedrigte T 4 Konzentration trotz einer bestehenden Schilddrüsenüberfunktion sind
  • ein frühes Stadium der Erkrankung
  • tageszeitliche Schwankungen des T4-Spiegels
  • weitere bestehende Erkrankung, die zur Erniedrigung der Thyroxinkonzentration führen (Euthyroid Sick Syndrome)
  • bestimmte Medikamente
Um eine mögliche falsch negative Erniedrigung zu untersuchen sollte die Blutuntersuchung bei einer klinisch auffälligen Katze nach einigen Wochen wiederholt werden. Die teilweise durchgeführte Bestimmung des freien Thyroxins (T3) mit einem Enzym-Immuno-Assay birgt nach neueren von Studien keinen zusätzlichen Nutzen. Behandlung Die Schilddrüsenüberfunktion kann medikamentös behandelt werden. Carbimazol und Methimazol hemmen den Aufbau (Synthese) der Schilddrüsenhormone. Nach Therapiebeginn ist ein Abfall der T 4 Konzentration bis zur Normalisierung der Schilddrüsenfunktion innerhalb von 1-3 Wochen zu erwarten. Der Abfall der T4 Konzentration sollte durch entsprechende Blutuntersuchungen kontrolliert werden. Daneben macht es Sinn Ihre Katze auf weitere systemische Erkrankungen, die häufig gleichzeitig mit einer Hyperthyreose auftreten, zu untersuchen. Dabei handelt es sich um Nierenerkrankungen, systemischer Bluthochdruck (Hypertonie) und Herzerkrankungen. Neben der medikamentösen Behandlung kann die veränderte Schilddrüse auch chirurgisch entfernt werden (Thyreoidektomie). Eine besonders in England und den USA sehr häufig angewandte Methode. Als dritte Möglichkeit steht die Radiojodtherapie zur Verfügung. Hierbei wird mit radioaktiv verändertem Jods die entartete Schilddrüse gezielt zerstört. Eine solche Behandlung macht einen längeren stationären Aufenthalt in einer Isolierstation notwendig. Daneben sind spezielle strahlenschutzrechtliche Bestimmungen zu beachten. Welche der Methoden bei der Behandlung ihrer Katze zur Anwendung kommt, ist in erster Linie von der Stabilität des Patienten und den gleichzeitig auftretenden weiteren Begleiterkrankungen (Niere, Herz) abhängig. Nachsorge Ohne Behandlung ist die Lebenserwartung und Qualität hyperthyreoter Katzen deutlich eingeschränkt. Mit Behandlung besteht oft eine gute Prognose. Ist Ihre Katze nach einer Operation oder unter der Gabe von entsprechenden Medikamenten gut eingestellt, sind regelmäßige Blutkontrollen zur Überwachung der T4 Konzentration und der Nierenfunktion etwa alle 3 Monate sinnvoll. Die Blutentnahme sollte 3 Stunden nach Tablettengabe und möglichst nüchtern erfolgen. (Text WD)