Katzenkrankheiten

11 03 10 katzenkl 6573

Impfung

Warum sollte ich meine Katze, die nur in der Wohnung lebt und keinerlei Kontakt zu anderen Katzen hat impfen?

Auf diese häufig gestellte Frage gibt es zwei wichtige Antworten. Über Kleidung und Schuhe können Keime in die Wohnung getragen werden. Eine Möglichkeit, aber auch aus unserer Sicht mehr Theorie als Praxis. Entscheidender Grund dafür auch eine Hauskatze regelmäßig impfen zu lassen sind wir. Erkrankt ihre Katze kann ein Klinikbesuch notwendig werden. Auch wenn wir uns größte Mühe geben hygienisch zu arbeiten können wir die Übertragung bestimmter Tröpfcheninfektionen über die Luft nicht verhindern. Ihre Katze sollte hier einen Schutz haben, eine Impfung kann jedoch nur bei einem gesunden Patienten erfolgen, entsprechend wäre es nicht richtig in diesem Moment zu impfen. Hier liegt der Grund warum wir auch bei reinen Hauskatzen zu einer Impfung mit den Komponenten Katzenschnupfen und Katzenseuche raten. Freigänger sollten zusätzlich gegen Leukose und Tollwut geimpft werden.

Eine weitere häufig gestellte Frage betrifft den Zeitpunkt der ersten Impfungen.

Folgende Grundüberlegung ist entscheidend. Mit der ersten Muttermilch, dem sog. Kolostrum erhalten die Welpen Antikörper der Mutter, also die spezifischen Abwehrstoffe gegen bestimmte Erkrankungen. Diese mütterlichen Antikörper verbrauchen sich in den ersten 6-8 Lebenswochen. Ein Impfstoff hat nun die Aufgabe über eine Stimulation des Immunsystems die Produktion eigenen Antikörper zu aktivieren. Wird seht früh, noch vor der achten Woche, geimpft wird der Impfstoff sofort von den noch vorhandenen mütterlichen Abwehrstoffen attackiert und unschädlich gemacht. Zwecklos, der Impfstoff wäre nicht schädlich gewesen und eine Immunität entwickelt sich nicht. Die erste Impfung, in der Regel in der achten Woche, ist entsprechend ein Kompromiss, ja es sind noch mütterliche Antikörper vorhanden die einen Teil des Impfstoffes sofort neutralisieren, dennoch ist hoffentlich noch ausreichend Impfstoff vorhanden eine Immunantwort zu stimmulieren.

Nach vier Wochen, in der Regel also mit 12 Wochen erfolgt eine zweite Impfung, zur Erinnerung und erneuten Stimulation. Die nach neueren Erkenntnissen wichtigste Impfung erfolgt dann weitere vier Wochen später mit ca. 16 Wochen. Diese Impfung bringt die entscheidende und belastbare Immunität und wird viel zu häufig nicht durchgeführt. Erst jetzt ist ein optimaler Impfschutz vorhanden.

Es werden grundsätzlich drei Arten von Impfstoffen unterschieden:

– Todimpfstoffe: Impfstoffe die aus Sicherheitsgründen aus abgetöteten Erregern bestehen. Bestes Beispiel ist hier der Tollwutimpfstoff. Hier fehlt die natürliche Stimmulation des Immunsystems durch die vermehrung des Erregers nach der Impfung im Körper. Im Falle des Tollwutimpfstoffes wird das durch eine sehr hohe Menge an Erregern und duch sog. Adjuvantien ausgeglichen. Über diese Stoffe werden besonders viele körpereigene Abwehrzellen zu der Injektionsselle gelockt und können sich hier immunisieren. Es entsteht entsprechend eine besonders starke Reaktion die nicht selten von Katzenhaltern als eine Verhärtung im Bereich der Injektionsstelle wahrgenommen wird.

– Lebendimpfstoffe: Mit abgeschwächten aber vermehrungsfähigem Krankheitserreger. Im Vergleich zu den nicht mehr vermehrungsfähigen Todimpfstoffen ist hier eine geringere Anzahl von Erregern ausreichend die über die sofort einsetzende Vermehrung an der Impfstelle so lang und so umfangreich die immunantwort des Körpers herausfordert wie es notwendig ist die künstliche Infektion zu überwinden. Auf diesem Wege entsteht eine der natürlichen Infektion vergleichbare Immunität. Adiuvantioen um entsprechende Immunzellen des Körpers an die Impfstelle zu locken sind nicht notwendig, sogar kontraproduktiv da die für eine notwendige Immunisierung notwendige Vermehrung des künstlichen Krankheitserregers zu früh unterbrochen würde. So soll auch ein Todimpfstoff mit Adiuvantien nicht gemeinsam mit einem Lebendimpfstoff an die gleiche Stelle, sondern durchaus zum gleichen Zeitpunkt, aber an eine unterschiedliche Stelle geimpft werden.

– Rekombinante Impfstoffe: Die genetische, zur Stimmulation des Immunsystems notwendige Information wird in der neutralen Verpackung eines lebenden und sich vermehrenden Erregers versteckt. Ein Vorteil besonders bei den ersten Impfungen in der 8. Und 12. Lebenswoche. Der Impferreger wird in seinem Versteck nicht gleich von den mütterlichen Antikörpern erkannt und hat Zeit sich zunächst zu vermehren.

Unsere Impfempfehlung im Überblick:

Alter des Tieres Impfung gegen …
bei einer Wohnungskatze
Impfung gegen …
bei einem Freigänger
8 Wochen Katzenseuche
Katzenschnupfen
Katzenseuche
Katzenschnupfen
Katzenleukose
12 Wochen Katzenseuche
Katzenschnupfen
Katzenseuche
Katzenschnupfen
Tollwut
Katzenleukose
16 Wochen Katzenseuche
Katzenschnupfen
Katzenseuche
Katzenschnupfen
Tollwut
15 Monate Katzenseuche
Katzenschnupfen
Katzenseuche
Katzenschnupfen
Tollwut
Katzenleukose
Ab dem zweiten Lebensjahr werden die verschiedenen Komponenten unterschiedlich wiederholt. Bei Fragen hierzu, sprechen Sie uns bitte an.

Eine Impfung gegen die feline infektiöse Peritonitis (FIP) können wir nach derzeitigem Wissenstand nur sehr eingeschränkt empfehlen. Die Impfung schützt nicht sicher vor der Erkrankung. In einer aktuellen Studie bei der 1000 Freigänger Katzen untersucht worden sind, starben 18 Tiere im Untersuchungszeitraum an FIP. 11 dieser Tiere waren geimpft, 7 dieser Tiere waren nicht geimpft.

(Text WD, GE)