Katzenkrankheiten

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Lebererkrankungen

Ein typisches Erscheinungsbild bei Katze die an einer Lebererkrankung leiden gibt es leider nicht. Grundsätzlich gibt es aber durchaus Symptome die häufig zu beobachten sind.

Nicht selten sind es Katzen, die über einen längeren Zeitraum immer schlechter fressen, dann mit erbrechen anfangen und in Folge fast nichts mehr fressen wollen. Dabei können auch Durchfälle auftreten, es kann zu Verhaltensänderungen kommen (Hepatische Encephalopathie) und das Haarkleid kann stumpf werden.

Häufig ist auch eine vermehrte Wasseraufnahme zu beobachten.

Sehr wahrscheinlich wird eine Lebererkrankung, wenn zusätzlich eine Gelbfärbung der Augen und der Mundschleimhaut zu erkennen ist. Der sogenannte Ikterus kann auch andere Ursachen haben (Praehepatischer Ikterus, Posthepatischer Ikterus), die Wahrscheinlichkeit einer Lebererkrankung ist jedoch besonders hoch.

Mit dem Aufzählen unterschiedlicher Lebererkrankungen, deren Verlauf und möglicher Ursachen lassen sich leicht voluminöse Lehrbücher füllen. Die Möglichkeiten der Behandlung von Leberschäden nehmen dagegen oft nur wenige Seiten in Anspruch. Will heißen, es ist oft schwierig die Leber spezifisch zu behandeln, obwohl es bei den verschiedenen Lebererkrankungen grundsätzlich sehr wichtige Unterschiede, auch in der Behandlung gibt. Um Auskunft darüber geben zu können wie eine vorliegende Lebererkrankung wahrscheinlich verlaufen wird (Prognose) ist eine möglichst exakte Diagnose wichtig.

Grundsätzlich kann bei der Behandlung zwischen akuten und chronischen Lebererkrankungen unterschieden werden.

Grundsätze bei der Behandlung akuter und schwerer Leberschäden.

Ernährung

Bei den akuten Lebererkrankungen, ganz besonders bei der Katze, steht fast immer die Anorexie, also das Verweigern der Futteraufnahme im Vordergrund. So harmlos das kurzfristig klingen mag („wenn ich krank bin habe ich ja auch keinen Hunger“) so entschieden negativ wirkt es sich auf den Stoffwechsel der Katze aus. Daher ist es bei akuten Lebererkrankungen oft notwendig den Patienten stationär aufzunehmen und dann gilt für uns der Leitsatz: „Wenn es keinen guten Grund gibt den Patienten nicht fressen zu lassen und er nicht frisst, dann muss aktiv mehrfach täglich gefüttert werden. Wenn das nicht möglich ist, muss über eine Nährsonde gefüttert werden. Bei nicht wenigen Patienten handelt es sich bei diesem Schritt um die therapieentscheidende Maßnahme.

Flüssigkeit

Mindestens so wichtig wie die Ernährung bei leberkranken Patienten sind Infusionen, also die Gabe von Elektrolytlösungen über eine Vene. Häufigstes Symptom aller Lebererkrankungen ist eine Mattigkeit und ein Brechreiz. Diese Patienten haben nicht nur zunehmend Probleme damit Futter aufzunehmen, sehr oft trinken sie auch deutlich weniger. Die verminderte Aufnahme von Flüssigkeit verschlechtert die schon bestehende Lebeerkrankung zunehmend und kann zu Folgeschäden an bis dato unbeteiligten Organen, wie den Nieren, führen.

Elektrolyte, Glucose und Blut

Da die Leber das zentrale Organ im Stoffwechsel des Körpers ist, hat eine Erkrankung der Leber teilweise dramatische Folgen für ganz unterschiedliche Funktionen des Körpers. Bei einem schweren, akuten Leberschaden müssen daher die Mineralstoffe, der Zuckerwert und das mögliche Entstehen einer Anämie über wiederholte Blutwertkontrollen überwacht werden.

Grundsätze bei der Behandlung chronischer Leberschäden.

Antioxydative Therapie

Bei fast allen Lebererkrankungen werden vermehrt freie Radikale freigesetzt. Diese führen zu einer Schädigung der Leberzellen. Die freien Radikale können durch eine begleitende Antioxydative Therapie vermindert werden. Hier eignet sich Vitamin E.

Leberschutztherapie

Eine Schutzfunktion die ein vorzeitiges Absterben der Leberzellen verzögert hat S-Adenosyl L-Methionine (SAMe).

Choleretische Therapie

Gallensäuren werden in der Leber produziert, in der Gallenblase gespeichert und bei der Nahrungsaufnahme in den Dünndarm als wichtiges Hilfsmittel bei der Fettverdauung abgegeben. Kommt es, auch aufgrund der verminderten Nahungsaufnahme, zu Störungen beim Gallenabfluss stauen diese sich in der Leber. Obwohl Gallensäuren in der Leber produziert werden, können diese toxisch, also giftig, für die Leberzellen werden. Wir setzten hier Ursocholsäure (UDC) als Medikament ein.

Ernährung

Eine die Funktion der Leber möglichst wenig belastende Diät kann einen ganz entscheidenden Beitrag zum Schutz der Leber haben. Nicht wenige humanmedizinische Kollegen beneiden uns, angesichts der labilen Willenskraft ihrer Patienten, um die Möglichkeit unseren Patienten eine solche strenge, leberschonende Diät zu verordnen. Was sie dabei nicht ahnen ist die Tatsache, dass auch unsere Stubentiger durchaus sehr eigene Ansichten darüber entwickeln können, was eine richtige Ernährung für sie ist. Dennoch es ist mehr als einen Versuch Wert und wir empfehlen hier die Diäten Hills: l/d und Royal Canine: Hepatic Support, jeweils als Trocken- und als Nassfutter.

Immunmodulatorische Therapie

Teilweise ist es notwendig eine überschießende Reaktion des Immunsystems zu bremsen. Hier ist die Therapie mit entsprechenden Medikamenten von ganz entscheidender Bedeutung, obgleich eine solche Therapie bei vielen anderen Lebererkrankungen kontraindiziert ist. Der wichtigste Grund bei allen Lebererkrankungen eine möglichst genaue Diagnose zu stellen. Eingesetzt werden: Chlorambucil (Leuceran), Prednisolon, Ciclosporin (Atopica).

Antibiotische Therapie

Besonders bei jungen Katzen, aber auch bei Älteren im Zusammenhang mit bakteriellen Gallengangsinfektionen (Eitrige Hepatitis, -Cholangiohepatitis) ist eine Behandlung mit Antibiotika unerlässlich. Es eignen sich hier Metronidazol, Enrofloxacin (Baytril) und andere Antibiotika.

Chirurgie

Bei angeborenen oder erworbenen Störungen in der Leberdurchblutung (Protosystemische Shunts) sowie abgesetzten Tumoren der Leber, kann eine operative Korrektur helfen, teilweise heilen.

Wege eine Lebererkrankung zu Diagnostizieren

Blutuntersuchung

In den Leberzellen befinden sich Enzyme, die bei einem Absterben der Leberzelle oder bei einer Schädigung der Zelle mit zunehmend durchlässiger Zellmembran in erhöhter Konzentration im Blutplasma nachzuweisen sind. Das wichtigste, fast nur in den Leberzellen vorkommende Enzym ist dabei die ALT (GPT). Als weitere „Leberenzyme“ gelten AST (GOT), AP (ALP), GLDH und GPT, wobei diese eben nicht nur in der Leber vorkommen und so auch bei einer Erkrankung anderer Organe erhöht sein können. Oft ist es auch das Verhältnis der Enzymwerte untereinander, das Hinweise auf mögliche Ursachen gibt.

Leberfunktionswerte

Während die oben genannten Leberenzyme einen Hinweis auf das vermehrte Absterben oder eine vermehrte Undichtigkeit von Leberzellen geben, ist das nicht mit einer Funktionsstörung der Leber gleichzusetzen. Vermehrte Krankmeldungen können Ausdruck zunehmender Unzufriedenheit der Belegschaft sein, die Produktion des Unternehmens funktioniert nach wie vor da ausreichend Kapazität zur Verfügung steht. Bleiben irgendwann aber zu viele Mitarbeiter zuhause (gehen zu viele Leberzellen unter) oder kommt es zu einer echten Grippewelle (belastet eine akute Infektion die Leber zusätzlich) wird tatsächlich die Funktion der Leber beeinträchtigt und es liegt in der Regel ein schwerer Leberschaden vor.

Mit Hilfe bestimmter Werte (Gallensäuren, Ammoniak), häufiger aber über Funktionstests in diesem Bereich (Gallensäurenstimulationstest, Ammoniakbelastungstest), kann nachgewiesen werden ob die Leber noch ihre volle Funktionsfähigkeit besitzt.

Auch eine verminderte Konzentration von Stoffen die in der Leber hergestellt werden wie Harnstoff, Albumin und Cholesterin können erste Hinweise auf eine Leberfunktionsstörung geben.

Ultraschall

Das wichtigste bildgebende Verfahren zur Untersuchung der Leber. Hier kann die innere Struktur der Leber sehr genau dargestellt werden. Zudem die Durchblutung der Leber sowie Form und Inhalt der Gallenblase.

Röntgen

Im Röntgenbild kann ein guter Eindruck über die Größe der Leber gewonnen werden. Eine deutlich verkleinerte Leber kann Folge eines Shunts sein, Sehr selten auch einer Zirrhose. Eine vergrößerte Leber kann inweis auf eine Hepatische Lipidose, eine Cholangiohepatitis oder einen Lebertumor sein.

CT

Im Bereich der Leber ergeben sich im CT nur selten Informationen die über eine Ultraschalluntersuchung (ohne Narkose) nicht gewonnen werden können.

FNA

Unter Ultraschallkontrolle kann, ohne das hier eine Narkose notwendig wird, mit einer sehr feinen Nadel eine Gewebeprobe mit wenigen Zellen gewonnen werden. Diese Zellen, angefärbt und unter dem Mikroskop betrachtet, können Hinwiese auf die Art der Lebererkrankung geben. Die Prozedur ist dabei vergleichbar mit einer Injektion in den Muskel beispielsweise bei einer Impfung, ist also nur wenig schmerzhaft.

Tru-Cut Biopsie

Unter Narkose und mit Ultraschall geführt wird mit einer größeren Nadel eine ca. 20mm lange und ca. 4mm breite Gewebeprobe entnommen. Diese wird eingeschickt, aufbereitet und von einem Pathologen untersucht. Im Vergleich zum FNA läßt sich eine wesentlich genauere Aussage treffen, da nicht nur einzelne Zellen, sondern ein Zusammenhängendes Gewebe untersucht wird.

Wichtige Formen von Lebererkrankungen bei der Katze

Durch eine Stoffwechselerkrankung ausgelöste Leberschäden.

Hepatische Lipidose: Es kommt zu eine Verfettung der Leberzellen, besonders übergewichtige Katzen die phasenweise schlecht oder nicht mehr fressen sind gefährdet.

Diabetes Mellitus: Über einen Gewichtsverlust und eine Störung des Fettstoffwechsels wird die Leber geschädigt

Hyperthyreose: In vielen Fällen einer Hyperthyreose kommt es zu erhöhten Leberenzymen

Entzündliche Lebererkrankungen: Bei der neutrophielen Cholangiohepatitis werden aufsteigende bakterielle Infektionen aus dem Gallengang als ursächlich gesehen. Bei der viel selteneren lymphozytären Cholangiohepatitis liegt eine Überreaktion des Immunsystems zugrunde.

Chronisch entzündliche Erkrankungen können zu einer Cirrhose der Leber führen. Eine solche kommt allerdings bei der Katze nur sehr selten vor.

Infektiöse Lebeerkrankungen: FIP- aber auch Leukoseviren können zu einer Erkrankung der Leber führen. Auch Toxoplasmen schädigen die Leber.

Neoplastische Lebererkrankungen: Zu den häufigeren Tumorerkrankungen der Leber zählen das Lymphosarkom, das hepatozelluläre Karzinom sowie das biliäre Adenom.

Toxische Lebererkrankungen. Durch Medikamente aber auch durch aufgenommene giftige Stoffe können Leberzellen massiv geschädigt werden.

Shunt: Durch angeborene oder erworbene Gefäßveränderungen wird Blut an der Leber vorbeigeleitet. Die Leber kann ihre Aufgaben im Stoffwechsel nicht wahrnehmen.

Als Folgeschaden: Ein Verschluss des Gallenganges, eine Gallenblasenentzündung und eine Bauchspeicheldrüsenentzündung kann zu einer Leberschädigung führen.

(Text GE)